Mit dem Entwurf will die SPD Hannover die Verkehrspolitik für die Zukunft fit machen. "Mit HANNOMobil" soll dem Fußverkehr in der Landeshauptstadt der Vorrang gegeben werden. Wir haben mit unserem Ratsfraktionsvorsitzenden Lars Kelich über das Konzept gesprochen.


Lars, ihr habt in der vergangenen Woche als SPD Ratsfraktion euer neues Mobilitätskonzept vorgestellt: Kannst Du bitte kurz die wichtigsten Kernpunkte benennen?
Unser Konzept HANNOMobil besteht aus einem grundsätzlichen Teil und aus konkreten Forderungen zu den einzelnen Teilbereichen. Im grundsätzlichen Teil haben wir eine Priorisierung bei der Förderung der Verkehrsarten vorgenommen: Der Fußverkehr kommt für uns an erster Stelle, gefolgt vom ÖPNV und dem Radverkehr und zum Schluss der Autoverkehr.

Außerdem sollen in der Verkehrspolitik die drei Ds stärker berücksichtigt werden. Gemeint sind damit die Digitalisierung, der demografische Wandel und die Dekarbonisierung, also die Verminderung des CO2-Ausstoßes.

Zu den wichtigen konkreten Forderungen zählen die Entwicklung eines städtischen Leitbilds zum Fußverkehr, die Verlängerung von Stadtbahnlinien und die Schaffung von Querverbindungen bis zu ganzen Ringlinien sowohl beim ÖPNV als auch beim Radverkehr, aber auch die Einrichtung von Stadtteilparkhäusern.

Was macht eine sozialdemokratische Verkehrspolitik aus?
Die Besonderheit sozialdemokratischer Verkehrspolitik steckt schon im Titel unseres Konzepts: Wir wollen Mobilität für alle gestalten, denn Mobilität ist eine Grundvoraussetzung für die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Deshalb ist uns auch Barrierefreiheit besonders wichtig.

Der Fußverkehr genießt also Priorität. Was soll dadurch konkret in der Landeshauptstadt verbessert werden?
Wir wollen, dass in der Verkehrsplanung zukünftig von den Bedürfnissen der Fußgänger*innen aus geplant wird. Zum Fußverkehr, der für uns die Basismobilität ist, soll es ein städtisches Leitbild geben, denn zu Fuß ist jede*r von uns irgendwann unterwegs. Bisher findet die Verkehrsplanung zu oft vom Auto ausgehend statt.

Insgesamt soll es sicherer und komfortabler werden, zu Fuß zu gehen, etwa durch breitere Fußwege oder größere Aufstellflächen an Ampeln, aber auch besseren Witterungsschutz und Aufenthaltsmöglichkeiten wollen wir schaffen.

Auch der Ausbau des Nahverkehrs wird im Konzept thematisiert: Querverbindungen und Ringlinien dabei eine wichtige Rolle spielen. Was versprecht ihr euch von einem solchen Ausbau?
Dass es noch komfortabler wird, mit Bus und Bahn in Hannover unterwegs zu sein und durch die Querverbindungen benachbarte Stadtteile schneller mit den Öffis erreichen zu können.

Ein ähnliches Konzept gilt auch für den Radverkehr … und wo bleibt der Autoverkehr?
Der hat bisher die zentrale Rolle gespielt, was in der Bezeichnung Hannovers als autogerechter Stadt deutlich wird. Und er wird auch weiterhin eine wichtige Rolle spielen, da viele Menschen einfach auf das Auto angewiesen sind. Deshalb sprechen wir uns klar dafür aus, die Leistungsfähigkeit der Schnellwege zu erhalten, um unnötigen Durchgangsverkehr aus der Stadt heraus zu halten.

Als Vision habt ihr die komplette Abschaffung von Tickets im ÖPNV ins Spiel gebracht. Könntest Du das näher erläutern?
Wir wollen eine Umlagefinanzierung im ÖPNV schaffen, an der sich nicht nur die Einwohner*innen Hannovers beteiligen, sondern auch Unternehmen, Tourist*innen und Bauträger*innen. Auf dem Weg dahin ist das geplante 365-Euro-Ticket der Region ein erster richtiger Schritt.

Das Interview führte Oliver Weiße


Lars Kelich präsentiert Mobilitätskonzept